Flug verpasst, Handy weg & Geldbörse geklaut? Ihr denkt, eure letzte Reise war DER Horror-Trip überhaupt? Platz 10 meiner schlimmsten Reiseerlebnisse: Ein Reise-Horror-Marathon in 12 Stunden! Begleitet mich auf meiner Reise von Marrakesch über Casablanca und Amsterdam nach Hamburg.
10. Rückreise Marrakesch – Casablanca – Amsterdam – Hamburg /
Ein Reise-Horror-Marathon in 12 Stunden
Einen wahren Rückreise-Horror-Marathon habe ich bei meiner Rückreise eines zweiwöchigen Marokko-Roadtrips hinter mich gebracht.
So schön wie die zweiwöchige Rundreise durch das Land auch war, so anstrengend und nervenaufreibend war dafür die Rückreise von Marrakesch über Casablanca und Amsterdam nach Hamburg.
Doch lasst mich euch mit an den besagten Tag im Oktober 2016 nehmen!
5:30 Uhr: Der Wecker klingelt. Im Riad ist es noch totenstill. Ich stehe auf, packe meine letzten Sachen und verlasse mein Zimmer.
5:45 Uhr: Einer der Riad-Mitarbeiter bereitet mir Frühstück zu. Ein letztes Mal esse ich marokkanischen Pfannkuchen und trinke Minztee.
6:00 Uhr: Es klopft an der Riad-Tür. Der bestellte Flughafen-Fahrer holt mich ab.
6:20 Uhr: Ankunft am RAK Flughafen. Ich laufe durch Passkontrolle (plus Stempel in meinem Reisepass), Sicherheitskontrolle und bin mit deutlich zuviel Zeit kurz nach 7 Uhr am Gate. Ich bin so früh da, dass nicht einmal mein Flug am Gate-Fernseher abgebildet wird.
9:40 Uhr: Ich besteige den Flieger nach Casablanca.
10:55 Uhr: Ankunft in Casablanca und der Beginn meines Horror-Trips.
Ich verlasse den Flieger und vor mir tun sich zwei Türen auf: Eine für Transfers und eine für Ausgang. Alle, wirklich ALLE Personen stellen sich vor ersterer an und warten geduldig bis der “Türsteher” nach Überprüfen des Reisepasses sein Ok zum Durchgehen gibt.
Hintergrundinfo: Mein “offizieller” Rückflug geht von Casablanca. Die zusätzliche Etappe von Marrakesch habe ich im Nachhinein dazu gebucht. Dummerweise konnte ich für den Flug ab Casablanca nicht vorab online einchecken, so dass ich das in Casablanca noch in persona tun muss.
Der Türsteher schaut sich meinen Pass an und ich kann kurz danach weitergehen. Ich laufe die Treppen hoch und bin im Gate-Bereich für die Transfer-Flüge. Das wäre perfekt gewesen, wenn ich nicht noch offiziell einchecken müsste.
Ich spreche einen Flughafen-Service-Mitarbeiter an und erkläre ihm mein Dilemma. Erst einmal, dann ein zweites Mal. Seine Augen werden groß und ich höre ihn sagen:
“Sie dürften gar nicht hier sein!”
“JA”, pflichte ich ihm bei und frage ihn, wo der nächste Ausgang sei.
Er verweist mich an einen Kollegen am Ende des Terminals, den ich aufsuchen solle. Ich mache mich also auf den Weg, kann besagten Kollegen aber nicht finden.
11:10 Uhr: Ich atme tief ein, dann wieder aus. Ich schaue auf die Uhr. Erschrocken stelle ich fest, dass mir die Zeit davon fliegt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Um 13:50 wird der Flieger Richtung Amsterdam abheben – mit oder ohne mich an Bord.
Ihr werdet nun denken: Das ist doch noch MASSIG Zeit?!
Das sollte man denken, doch mein Flieger boarded nicht erst 30, sondern bereits 45 Minuten vor Abflug. Ich habe also noch 2 Stunden, um den Ausgang aus dem Gate-Bereich zu finden, neu einzuchecken, durch die Pass- und anschließender Sicherheitskontrolle zu laufen.
Da ich bei meiner Ankunft bereits 1 1/2 Stunden in der Passkontrolle stand, bereitet mir dieser Teil die meisten Bauchschmerzen.
11: 15 Uhr: Ich gebe es auf den Kollegen zu finden und entschließe ich, den Weg zurückzugehen, den ich gekommen bin. Schließlich gab es dort eine Tür in Richtung Ausgang.
Ich setze mich in Bewegung, laufe den langen Korridor entlang (wieder einmal froh, statt einem Trolley einen Rucksack zu tragen), die Stufen herunter und schleuse mich an der Menschentraube vorm Eingang vorbei.
“Wo wollen Sie denn hin?” höre ich die Stimme des Türstehers fragen.
Ich erkläre ihm, dass ich die falsche Tür gewählt habe und eigentlich zum Ausgang will. Auch ihm darf ich meine Situation 2x erklären, bis er mir antwortet:
“Dann ist das hier der falsche Eingang für Sie!”
Ich spare mir eine Antwort und laufe in Richtung Ausgang. Die automatische Tür öffnet sich und ich trete ein. Nicht eine Menschenseele begegnet mir in diesem Teil des Gebäudes. Ich folge den Schildern Richtung Ausgang und finde mich kurz danach in der Passkontrolle wieder.
11: 25 Uhr: Ich stelle mich an der Schlange an und hoffe, dass es diesmal schneller vorangeht als bei meiner Ankunft. 10 Minuten vergehen, dann 20 und nach 30 Minuten stehe ich endlich beim Beamten in der Glaskabine.
11: 55 Uhr: Ich zeige ihm meinen Reisepass und das bereits ausgefüllte Dokument mit meinen persönlichen Daten. Eigentlich sollte es jetzt ganz schnell gehen.
Eigentlich.
Denn der Beamte schaut erst meinen Reisepass an, dann mich und schließlich wieder meinen Pass.
“Warum haben Sie denn einen Ausreisestempel aus Marrakesch im Pass?”
Ich erkläre ihm, dass ich heute Morgen aus Marrakesch angereist sei, nun neu einchecken und dafür einmal aus dem Sicherheitsbereich muss, damit ich meinen Flug nach Amsterdam erwische.
“Es tut mir leid, aber mit diesem Stempel kann ich Sie nicht durchlassen! Sie müssen ihn erst als nichtig erklären lassen.”
Nun bin ich es, deren Augen groß werden.
Sekundenlang bin ich sprachlos.
Ich spare mir jegliches Diskutieren und frage stattdessen:
“Wo kann ich das machen lassen?”
Auch dieser Beamte verweist mich an einen Kollegen in einem angrenzenden Büro. Dieses suche ich auf und erkläre zum 4x Mal meine mitterweile verzwickte Situation.
12: 00 Uhr: Der am Schreibtisch sitzende Mann hört mich geduldig an und sagt mir dann, dass er auch nicht wüsste, was nun zu tun sei. Er verweist mich an einen weiteren Kollegen auf der anderen Seite der großen Halle, den ich nicht ausfinden machen kann.
12:05 Uhr: Ich unterdrücke die in mir aufsteigende Panik und versuche rational zu denken. Was ist jetzt der bestmögliche nächste Schritt?
Ich entscheide mich dazu das Kollegen-Grüppchen der Menschen-in-die-Schlange-Einweiser um Rat zu fragen. 5x erkläre ich meine Situation und auf Nachfrage zeige ich den Ausreise-Stempel aus Marrakesch in meinem Reisepass.
“Mit diesem Stempel müssen Sie gar nicht anstehen und können ganz einfach entlang der blauen Linie (auf dem Boden), der sogenannten Fast Lane, an der Passkontrolle vorbeilaufen”,
höre ich einen der Männer sagen.
Ich bin für eine Sekunde lang fassungslos. Dann bedanke ich mich herzlich und bereue es eine halbe Stunde an der Passkontrolle vergeudet zu haben.
Eine Minute später bin ich dann auf dem Weg Richtung Ausgang.
12:10 Uhr: Kurz vorm Ausgang erwartet mich dann noch eine zusätzliche Gepäckkontrolle, damit keine unerlaubten Güter ins Land geschmuggelt werden. Ich schaue nervös auf meine Armbanduhr; zirka 30 Leute stehen vor mir. Ich warte 5 Minuten und entschließe dann mich an einen der Beamten zu wenden.
“Ich muss einen Flug um 13 Uhr erwischen, wäre es möglich, dass ich die Schlange umgehen könnte?”
Mein vor Anspannung rot angelaufenes und teils flehendes Gesicht, scheinen Mitleid bei dem älteren Beamten auszulösen. Er öffnet das Tor, damit ich als eine der nächsten mein Gepäck durchleuchten lassen kann.
Danach durchlaufe ich eine weitere automatische Schiebetür und bin endlich draußen.
12:15 Uhr: So schnell meine Beine mich und meinen Rucksack tragen, laufe ich durch den Terminal zum Check-In. Wie nicht anders zu erwarten, lag dieser an der komplett entgegengesetzten Seite des Flughafens.
12:25 Uhr: Ich erreiche mein Ziel und checke als eine der letzten Personen für den Flug nach Amsterdam ein. Danach wird der Schalter geschlossen.
Für einige Sekunden bin ich erleichtert und freue mich. Aber dann wird mir klar, dass ich nur eine halbe Stunde für die erneute Passkontrolle mit anschließender Sicherheitsdurchleuchtung vor mir habe.
Wieder einmal laufe ich los und durchquere den halben Terminal.
An der Passkontrolle angekommen, stehen lediglich 35 Leute vor mir. Ich schätze hoffnungsvoll, dass ich innerhalb von 10 Minuten die Kontrolle hinter mir lassen kann. Die Anspannung fällt von mir ab.
Und dann passiert das schlimmste: Es passiert nichts.
In den ersten 5 Minuten bewegt sich die Schlange mal gerade ein paar Meter. Mit jeder weiteren Minute, in der nichts passiert, wächst meine Anspannung erneut an.
12: 50 Uhr: Erst 10 Minuten, dann 15 Minuten. Nach geschlagenen 20 Minuten stehe ich erneut vor einem Sicherheitsbeamten und hoffe, dass nun kein Problem mit meinem Pass vorliegt bzw. der Beamte den alten Stempel aus Marrakesch nicht findet.
12:52 Uhr: Ich habe Glück und es geht alles gut. Ich kann die Kontrolle verlassen und mache mich auf zum Security Check.
12:55 Uhr: Dort angekommen gibt es nur zwei Detektoren und ich kann meinen Rucksack direkt aufs Band legen. Von den Menschenmassen an der Passkonntrolle ist plötzlich nichts mehr zu spüren.
13:00 Uhr: Ich fahre die Rolltreppe zum Gate-Bereich hoch. 2 Stunden, nachdem ich dort bereits schon einmal gewesen bin, betrete ich den langen Korridor mit den Abfluggates erneut.
13:02 Uhr: Auf meinem Weg zum Gate mache ich noch einen kurzen Abstecher zur Damentoilette und komme dann pünktlich zum Boarden am Gate an.
An Bord der Maschine fällt dann die gesammte Anspannung der letzten zwei Stunden von mir ab. Ich bin plötzlich so erschöpft als wäre ich bereits 12 Stunden auf den Beinen. Von dem anschließenden Flug bekomme ich nicht viel mit, denn ich schlafe kurz nach Abfug ein.
Damit ist der Reise-Horror-Marathon auf 12 Stunden aber noch nicht zu Ende.
18:35 Uhr: Das Flugzeug setzt bei strömenden Regen auf dem Rollfeld in Amsterdam Schiphol auf. Europa hat mich und die übrigen Fluggäste wieder. In wenigen Minuten sollte ich das Flugzeug verlassen können und mich auf den Weg zum nächsten Transferflug nach Hamburg machen können.
Sollte.
18:40 Uhr: Denn nachdem die ersten Gäste das Flugzeug bereits verlassen haben, geht plötzlich nichts mehr. Doch ich sitze zu weit weg, um genau zu sehen was passiert ist.
18:45 Uhr: 5 Minuten später bekommen wir die Durchsage, dass ein älterer Fluggast im Gang ohnmächtig geworden sei und wir nun erst einmal auf die Sanitäter warten müssen, um den Gast zu versorgen.
Das heißt für den Rest der Fluggäste: Wieder hinsetzen und warten.
19:05 Uhr: Die Sanitäter treffen endlich ein und 5 Minuten später kann ich zusammen mit dem Rest der Fluggäste aussteigen.
19:25 Uhr: Nach erfolgreich hinter mich gebrachter Passkontrolle, orientiere mich am Amsterdamer Flughafen und lese auf einem der Schilder:
Abflugzone C: geschätzte Laufzeit ca. 24 Minuten
Ungläubig schaue ich das Schild an? Ist das ein Rechtschreibfehler? Können es wirklich 24 Minuten sein?
Sekündlich spüre ich erneut einen Adrenalin-Schub in mir hochkommen. In 35 Minuten beginnt das Boarden meines Flugs nach Hamburg.
“Ok”, denke ich, “Beine in die Hand und auf gehts!”
Was mir zu dem Zeitpunkt nicht klar war: Amsterdam Schiphol ist einer der größten Flughafen in Europa und die 24 Minuten waren kein Fehler.
Ich laufe vorbei an Unmengen von Süßigkeiten-, Souvenir- und Kleidungsläden und ebenso genauso vielen Restaurants und Cafés. In diesem Flughafen könnte man problemlos 1 Woche wohnen, ohne irgendetwas zu vermissen.
Gerne hätte ich mir Zeit, um mich umzugucken. Doch heute will ich nichts mehr riskieren.
20:10 Uhr: 10 Minuten vorm offiziellen Boarding komme ich endlich am Gate an.
Der Flug nach Hamburg hat dann letztlich eine halbe Stunde Verspätung, aber das macht mir zu dem Zeitpunkt nicht mehr viel aus.
21:58 Uhr: Ich lande in Hamburg und bin froh, dass ich nicht noch mit den Öffis nach Hause fahren muss. Eine Freundin holt mich netterweise ab.
22:20 Uhr: Ich drehe den Schlüssel zu meiner Wohnung um und bin daheim. 12 Stunden nachdem der Reise-Horror in Casablanca begann und 16 Stunden nachdem ich in Marrakesch im Riad abgeholt wurde. Noch nie war ich so froh darüber nach einer Reise zu Hause anzukommen.
Kennt ihr auch solche schlimmen Reiseerlebnisse? Was lief bei euch schief? Oder gehört ihr zu den glücklichen Reisenden, die solche Geschichten nur von anderen kennen?
Erzählt mir doch in den Kommentaren davon. Ich würde gerne hören was bei euren schlimmsten Reiseerlebnisse schief gelaufen ist.
Folgt mir auch gern auf Facebook, Instagram, Twitter und Pinterest. Und für Videos auf YouTube. Dann ist euch bei meinen zukünftigen Abenteuern stets ein Platz in der 1. Reihe sicher.