5 Tage campen, ohne Handynetz, dafür mit Riesenrad und toller Livemusik – im Juli war ich eine der rund 60.000 Festival-Besucher auf dem DEICHBRAND Festival 2017. Was ich dort so erlebt habe und ohne welche Anschaffung ich das Festival niemals überlebt hätte, verrate ich euch im Artikel.
Anreise zum Deichbrand 2017
Mit dem Zug geht es für mich von Hamburg nach Bremen. Dort werde ich von einer Freundin im Auto mitgenommen. Ich steige ein, sie macht den Motor an, wir hören KRAFTKLUB.
Die Anspannung der letzten Tage fällt sekündlich von mir ab. Das Festival kann kommen.
Die Vorfreude findet ein jähes Ende, je näher wir uns dem Festivalgelände nähern. Meilenweit stehende Autos begrüßen uns. Ich trinke ein Radler aus dem Kofferraum und mache es mir auf dem Beifahrersitz gemütlich.
Nach unzähligen Stop-and-Go’s halten wir gegen 18 Uhr endlich auf dem Festival-Parkplatz. Dort angekommen, begrüßen wir weitere Freunde, während gerade eine dunkle Gewitterwolke über unseren Köpfen vorbeizieht.
Ich schlüpfe vorsichtshalber in meine mitgebrachten Gummistiefel. Durch müssen wir so oder so, wir haben keine Wahl, denke ich. Wir packen Kisten um, befüllen unseren Campingwagen “Bremi”, schnallen die Rucksäcke auf. Dann geht es auch schon los.
Von grün-weichen Wiesen über plattgetretene Stoppelfelder und kurze Erholphasen auf Asphalt bis zum halbwegs trockenen Festival- bzw. Campingareal.
Wir sind nicht die Einzigen, die sich in diesem Jahr bereits für eine frühe Anreise am Donnerstag entschieden haben.
Wohin ich auch schaue, überall sehe ich Festival-Begeisterte, die sich – genauso wie ich – auf 5 Tage mit guter Musik freuen und ganz nebenbei einen Haufen Dinge über das Gelände ziehen.
Denn vor dem verdienten ersten Bier am Zelt, müssen zuallererst einmal die Festivalbändchen plus Müllsack abgeholt werden (in der Theorie wollen wir den Ort ja so verlassen, wie wir ihn vorgefunden haben) und dann alle Schlaf- und Essenssachen für die kommenden Tage durch die Kontrollen bis zum Zeltplatz geschleppt werden.
Festival ist eben nicht nur Feierei und Halligalli. ;-)
Seifenblasen, RiesenraD fahren & Konfetti
Am nächsten Tag sieht die Welt dann gleich viel besser aus: blauer Himmel, trockener Boden und gute Laune stehen auf dem Tagesprogramm.
Haare Schön: Festivellness by Rossmann
Erstmalig auf dem DEICHBRAND in diesem Jahr: Ein Rossmann, der einer echten Filiale nachempfunden ist. Dort gibt es alles was das Festival-Herz begehrt:
Eine Foto-Sofortausdruck-Maschine, Kosmetik- und Hygiene-Artikel aller Art. … PAH, hätte ich das vorher gewusst, hätte ich am Morgen meiner Abreise nicht noch unter Zeitdruck zum Supermarkt rennen müssen.
Vor dem Rossmann ist ein Zelt aufgebaut, in dem man sich von ausgebildeten Visagisten/Innen kostenlos schminken und/oder frisieren lassen kann.
Cooohoool, denke ich mir, das probiere ich aus.
Nach zweieinhalb Stunden (!) anstehen, (was solls, ich hatte ja eh nichts Besseres vor), bin ich an der Reihe und wünsche mir einen “geflochtenen Halbkreis”.
Dieser ist zwar nicht ganz so geworden, wie ich ihn mir vorgestellt hatte, doch kann ich mit diesem Ergebnis auch sehr gut leben. Was meint ihr?
Nach dem Mittagessen und einer leckeren Mische für die Zeltbewohner, geht es anschließend aufs weitläufige Festivalgelände, denn Bands wie Donots, AnnenMayKantereit, Kraftklub und Marteria standen an.
Der Spaß darf dabei natürlich nicht zu kurz kommen.
“Und du bist 21, 22, 23 – du kannst noch gar nicht wissen, was du willst!” höre ich es aus den überlebensgroßen Lautsprechern des Geländes. Mein Lieblingssong von AnnenMayKantereit.
Es ist das letzte Lied seines knapp einstündigen Auftritts und für mich der perfekte Abschluss des unter blauem Himmel stattfindenen Open Air-Konfetti-Tanzkonzerts.
Danach kämpfe ich mich weiter nach vorn ins Getümmel.
Ich muss gestehen, dass ich mich vor dem Festival mit den Donots noch nicht wirklich auseinandergesetzt hatte, bei ihrem Livekonzert auf dem DEICHBRAND 2017 aber positiv überrascht werde.
Die Donots hauen eine solch energiegeladene Show raus, von der sich viele andere Bands noch eine Scheibe abschneiden könnten.
Kurzum: Geile Songs, guter Bass und super Stimmung!
“Moin Kreuzberg”!
Coole Kombi, oder? Ob die Jungs zusammengehörten oder dies einer dieser ganz perfekt abgepassten Fotomomente war, wird wohl für immer ein Mysterium bleiben.
Was gibt es auf dem DEICHBRAND zu essen?
Anschließend brauche ich eine Stärkung. Die Leute, die mich gut kennen, wissen, dass ich bei aktuer Unterzuckerung schnell zu aufbrausenden “Hangry Ausrastern” neige. Dagegen hilft, mir Essen einzuflößen.
Das kulinarische Angebot auf dem DEICHBRAND hat sich in letzen Jahren echt gemausert. Von den anfänglich wenigen Buden gibt es mittlerweile eine breite Vielfalt an unterschiedlichsten Richtungen. Nebem dem üblichen Fast Food an Burgern, Pasta, Pizza und Falafel gibt es auch Maiskolben, Elchdöner, Avocado- & Süßkartoffel-Pommes und vieles, vieles mehr.
Obwohl ich und meine Zeltnachbarn genügend Essen mithaben, gibt es einfach diese Momente, an denen ich genug von Dosenravioli und Fertig-Risotto habe und in einen leckeren Burger beißen möchte.
Auf Rat einer Freundin habe ich also die leckeren Pulled Pork-Burger von Rolling Taste gekostet und mich schlagartig verliebt. Die sind einfach so unglaublich lecker!
Merke: Ihr könnt euch ohne Probleme nur von dem dort aufgebauten Essensangebot ernähren, doch geht das bei 7 Euro/Burger (auch die anderen Dinge sind nicht viel billiger) bei 5 Tagen ordentlich ins Geld.
Danach bin ich bereit für weitere Festival-Abenteuer.
SEIFENBLASEN dürfen dabei für mich auf einem guten Festival genauso wenig fehlen wie Konfetti und ein Riesenrad.
Doch wie ich euch schon in mehreren meiner Artikel erzählt habe, bin ich ein kleiner Höhenschisser. So kommt es, dass ich mich tatsächlich bisher noch nicht auf das DEICHBRAND Riesenrad getraut habe.
Bis jetzt.
Denn dieses Mal ist es soweit.
Mein Hö(ll/h)enritt auf dem Riesenrad
Zusammen mit familiärer Unterstützung stelle ich mich an der Schlange an. Wir kommen mit den drei Herren vor uns ins Gespräch, die uns beteuern genauso Höhenangst zu haben wie wir.
Wir setzen uns zusammen in eine Gondel und nur Sekunden später geht es los. Beim Abheben vom Grund fühle ich ein merkwürdiges Grummeln im Bauch. Ich hole mein Handy raus.
Die anfängliche Höhenangst unserer Begleiter ist schlagartig verflogen und zwei der drei Männer beginnen am Mittelteil der Gondel zu drehen, so dass diese anfängt sich um sich selbst zu drehen.
Ich bin glücklicherweise zu sehr mit fotografieren und filmen beschäftigt als dass ich mich auf die kreisförmigen Bewegungen und den immer größeren Abstand zwischen meinen Füßen und dem Boden konzentrieren könnte.
Nach der ersten Runde gewöhne ich mich an die Höhe und kann die Aussicht sogar ein bisschen genießen.
Aber schaut selbst, wie cool das DEICHBRAND 2017 von oben aussieht.
Mehr Perspektiven vom Riesenrad und meine persönlichen Highlights 2017 habe ich euch in einem kleinen DEICHBRAND-Video mitgebracht. Dieses findet ihr durch Klick auf den YouTube-Link oder am Ende dieses Artikels.
Danach war es an der Zeit für meine zwei ganz persönlichen Konzertlieblinge:
Kraftklub
Seitdem ich die Chemnitzer Jungs vor zwei Jahren das erste Mal live gesehen habe (zufällig auch auf dem DEICHBRAND) bin ich ein riesengroßer Kraftklub-Fan.
Deren Songs bringen nicht nur ordentlich Stimmung und kreativen deutschen Wortwitz, sondern vermitteln beim genauen Zuhören auch sehr viel Tiefgründigkeit und Haltung. Zudem verwandelt Felix, der Frontsänger, mit seinen zwischengesanglichen Monologen jede Show in ein Gesamtkunstwerk – im Gegensatz zu anderen Bands, die von Song zu Song wechseln.
Ich mag das.
Jedoch ist Kraftklub auf dem DEICHBRAND 2017 auch eine Grenzerfahrung. Denn der 1. Wellenbrecher ist so voll, dass die Leute dort so dicht an dicht stehen, dass ich bei jeder Bewegung bei meinem Nachbarn auf den Füßen stehe.
Es ist eindeutig zu voll! Ich und meine Mädels lassen uns über die Absperrung heben und verfolgen die Party anschließend von weiter hinten.
Das tut der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil. Denn so können wir – mit mehr Beinfreiheit – noch viel besser abrocken!
Marteria
Der Rostocker Marteria steht schon lange auf meiner “will-ich-unbedingt-mal-live-sehen-Liste”. Um so mehr freue ich mich, dass es in diesem Jahr endlich klappt.
Seine Leinwand-Visualisierungen zum neuen Album sind echt großartig, aber das Beste für mich am ganzen Konzert sind “die letzten 20 Sekunden” – und dies so ungefähr 10 Mal. Allein dafür hat sich das Konzert schon gelohnt!
Stiefel im Schlamm:
Das DEICHBRAND versinkt
Der nächste Morgen. Ich wache auf und öffne langsam die Augen. Einige Zeit liege ich einfach nur so da und orientiere mich an der neuen Umgebung. Den Reißverschluss meines Schlafsackes schiebe ich runter. Ich stehe auf.
Da sehe ich, dass der obere Zipfel meiner Isomatte nass ist. Es sieht nach nichts aus. Ich befühle die Zeltwand.
Komisch, denke ich, alles trocken. Ich hebe meine Isomatte an und erschrecke.
Sowohl die Matte als auch der Zeltboden sind nass. Sehr nass. Könnte das Schweiß sein?, überlege ich, verwerfe den Gedanken aber gleich wieder als ich sehe, dass es im ganzen Zelt so aussieht.
Über Nacht hat es so derbe gewittert und gestürmt, dass unser Zelt unterschwemmt wurde.
Wir stellen die Matten bestmöglich zum Trocknen auf und können am Abend in eines der umliegenden Zelte ziehen. Glück im Unglück!
Überall, egal ob auf dem Weg zur Morgenwäsche oder später zu den Bühnen, überall liegt Schlamm. Teils sind es sogar richtige tiefe Matschlöcher.
Spätestens zu dem Zeitpunkt hat sich für mich meine Spontan-Investition in ein Paar Gummistiefel zwei Tage vor dem Aufbruch zum Festival mehr als gelohnt.
Um so mehr als ich feststelle, dass meine Festival-Sneakers ein daumengroßes Loch in der rechten Sohle haben.
Ohne meine Gummistiefel wäre ich beim DEICHBRAND 2017 also definitiv versunken.
Doch so wie das mit dem Wetter an der Küste ist: Warte fünf Minuten und es ändert sich. Denn kurze Zeit später sitze ich neben unserem Segel und sauge die ersten Sonnenstrahlen des Tages in mich auf.
Es folgt ein weiterer Tag voller guter Leute und Musik!
Polka, Regenjacke & Regenbogen
Und schwupps ist Sonntag.
Der Nieselregen streitet sich mit der Sonne um das Platzrecht und bereits um Punkt 12 Uhr mittags stehe ich in Gummistiefeln und gelber Regenjacke vor der Bühne. Ich höre mir russische Polka-Musik von Russkaja an.
Ergebnis: Richtig, richtig gut!
Währendessen setzt sich die Sonne durch und ich kann euch nach dem Konzert mächtig stolz meine tolle neue gelbe Regenjacke zeigen. Ist sie nicht toll?
Und das Beste: Auf dem Rückweg laufen wir beim Auftritt von De fofftig Penns vorbei und die haben ALLE eine gelbe Regenjacke an.
Wie geil ist das denn?
Später am Tag laufen wir dann alle noch einmal vom Camping- zum Festivalgelände. Die letzten Acts vom DEICHBRAND 2017 stehen an.
Als möchte sich der Wettergott für das bisherige Hin und Her entschuldigen, schickt er uns einen Regenbogen und …
… und später noch einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Fazit Deichbrand 2017
Das DEICHBRAND 2017 war das schlammigste und regenreichste Festival, das ich bisher besucht habe. Es war natürlich kein Hurricane Festival, das jedes Jahr Anfang Juni fast absäuft, aber mir hat es gereicht.
Es gab soviel Schlamm, dass ich meinen Spaß daran hatte, trotzdem aber noch gerne vor Ort war. Einen großen Teil dazu beigetragen haben meine Gummistiefel, ohne die ich echt aufgeschmissen gewesen wäre.
Die Bands, die Leute, die Stimmung – es war wieder einmal ein Knaller und eine perfekt fünftägige Auszeit vom Alltag.
Außerdem kann ich es als Social Media Detox sehr empfehlen – weil man so gut wie kein Netz hat. Aber das ist ok und nach einer anfänglichen Umstellung auch sehr wohltuend.
Im nächsten Jahr bin ich auf jeden Fall wieder dabei und – wer weiß – vielleicht sehe ich ja den Einen oder Anderen von euch dort?
Video: Deichbrand Festival 2017 – So schön war das Festival am Meer
Wie oben angekündigt, habe ich euch meine persönlichen Highlights vom DEICHBRAND 2017 mitgebracht. Viel Spaß beim Anschauen.
Zukünftig gibt es noch viel mehr Videos, also abonniert gerne meinen Moments of Travel-YouTube Kanal.
Wart ihr schon auf dem DEICHBRAND? Was hat euch besonders gefallen? Habt ihr Tipps für mich, welche anderen Festivals ich auf keinen Fall verpassen darf?
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