Beim Reisen ist es wie mit dem Leben. Es kann nicht immer alles glatt laufen. Manchmal muss etwas so richtig in die Hose gehen, damit die guten Zeiten dafür umso besser sind. So wie auf meinem Flug nach Österreich.
Anreise Villach
Wer von euch Moments of Travel auf Facebook folgt, hat schon mitbekommen, dass ich bei meiner Anreise nach Villach in Österreich mit einigen Problemen zu kämpfen hatte.
Dabei hatte der Tag richtig gut angefangen: Ich war tagsüber beim Zahnarzt, beim Friseur und hatte danach sogar noch ein wenig Zeit daheim, bevor ich mich mit ausreichend Puffer zum Flughafen aufmachte.
Versuch Nr. 1
Durch den frühzeitigen online Check-In mittels Smartphone (ich bin Fan!) kann ich direkt zum Sicherheitscheck, dann zum Abflugsgate gehen. Kurze Zeit später ruft eine der späteren Stewardessen das Boarding aus. Es kann losgehen!
An Bord des Flugzeugs nehme ich meinen Fensterplatz ein, schnalle mich an und warte auf das Starten der Maschine. Warte 10 Minuten, warte 20 Minuten und warte 30 Minuten.
“Sehr geehrte Fluggäste, wir haben technische Probleme und warten derzeit auf die Lufthansa Technik, damit die Kollegen sich das Problem anschauen können.”, hören ich und auch die anderen Passagiere über den Lautsprecher.
Ein Raunen geht durch die Reihen.
Minutenlang geschieht nichts. Dann endlich kommen die Techniker. Doch lösen können sie das Problem vor Ort nicht. Sie nehmen die Informationen aus der Maschine mit ins Gebäude, um diese mit den dortigen Daten abzugleichen und um so den Fehler zu finden. Wiederholt passiert eine Ewigkeit lang nichts. Die Hoffnung meinen Anschlussflug in Wien noch zu erwischen sinkt mit jeder Minute ein bisschen mehr.
Nach 2 Stunden (!) des Wartens bekommen wir die Meldung, dass “das Flugzeug heute Nacht leider in Hamburg bleiben wird.” So enttäuscht wie ich nun auch bin, bin ich trotzdem froh, dass endlich Bewegung in die Situation kommt. Am Schalter im Terminal bekomme ich gegen 22 Uhr ein Hotelzimmer zugewiesen und werde maschinell auf den nächstmöglichen Flieger umgebucht.
Leider startet der um 6:55 Uhr am nächsten Morgen.
Versuch Nr. 2
Die Nacht ist kurz. Mit Croissant und Kaffee mache ich mich um halb sechs Uhr morgens auf den Weg zum Flughafen. Ich bin halb wach. Beim Betreten des Shuttles scheint mir das zum Verhängnis zu werden. Es ist einfach noch zu früh. Meine Feinmotorik funktioniert noch nicht 100%-ig. So gelangt die Hälfte meines Kaffees nicht in meinen Magen, sondern landet mit lautem Holterdipolter auf meiner Jacke und Handtasche.
Das hätte mir schon ein Omen sein sollen.
Am Terminal angekommen laufe ich gezielten Blickes zum Eincheck-Schalter.
“Ausweis und Flugdaten, bitte”, höre ich den Mitarbeiter der Airline sagen.
Ich öffne mein Portemonnaie und erst da fällt mir auf, dass mein Perso nicht an seinem sonst üblichen Platz liegt. Ich durchkrame alle Fächer. Nichts. Ich durchforste meine Jackentaschen. Nichts. Dann die Hosentaschen. Nichts. Ich schaue mir noch einmal mit Röntgenaugen mein Portemonnaie an. Nichts. Nichts. Nichts. Meine Atmung beschleunigt sich.
“Könnte ich Ihnen auch meinen Führerschein zeigen?” frage ich mit steigender Verzweifelung in der Stimme. Der mittlerweile etwas angenervte Mann mir gegenüber antwortet: “Nein, ich bedauere. Wenn Sie Ihren Ausweis nicht finden, müssen Sie zur Polizei! Und nun machen Sie bitte Platz für den nächsten Passagier.”
Ich schließe die Augen. Atme tief ein. Und wieder aus.
Dann renne ich los.
Bei der Polizeistation zwischen den Terminals angekommen, erkläre ich einer jungen, aber sympathisch aussehenden Polizistin meine mehr als missliche Lage. Noch während ich rede, hoffe ich inbrünstig, dass sie mir helfen kann. Egal wie!
Nach kleinen Missverständnissen (ja, Klagenfurt liegt in Österreich, nicht in Deutschland) und nachdem mich ihr Kollege doch noch im Hamburger Melderegister fand, fing die Polizistin an mir ein vorrübergehendes Reisedokument auszustellen.
Gegen eine kleine Gebühr, die ich aber mehr als bereitwillig zahle.
Ich schöpfe neuen Mut.
“Gehen Sie zurück zum Schalter und checken Sie schon einmal ein. Ich brauche hier noch fünf Minuten.”, sagt die Polizistin ohne vom Dokument aufzuschauen. Auf Nachfrage gibt sie mir eine Telefonnummer mit. “Sagen Sie dem Airline-Mitarbeiter, dass er mich bei Bedarf gerne anrufen kann, um den Wahrheitsgehalt Ihrer Aussage zu verifzieren.”
Ich laufe zurück und stelle mich ganz hinten an die Schlange an. Auch in den folgenden Minuten bleibe ich die letzte Person, die einchecken will.
Das muss jetzt einfach klappen, denke ich. Sonst fliegen die ohne mich!
Als ich endlich an die Reihe komme, erzähle ich meine Geschichte erneut einem anderen Mitarbeiter und nach kurzem Telefonat mit der jungen Polizistin stellt mir der mir nun gegenübersitzende Mann tatsächlich meine Boardkarten aus.
Ich kann fliegen!
Auf dieses Hoch folgt aber gleich der nächste Schreck. Bei all der Aufregung habe ich die Zeit vollkommen vergessen. Nur noch knapp 30 Minuten dauert es bis zum Abflug und ich bin noch nicht mal durch die Security durch. Zum dritten Mal an diesem Morgen nehme ich meine Beine in die Hand und laufe los – aber nicht ohne vorher mein Reisedokument bei der Polizistin abzuholen.
Ich bedanke mich herzlichst bei ihr und ihrem Kollegen und kann der jungen Polizistin sogar ein Lächeln entlocken als ich sie “die Heldin meines Tages” nenne.
Beim Sicherheitscheck wird meine Geduld erneut auf die Probe gestellt. “Warum bewegen die sich denn alle so langsam?”, denke ich mir mehr als nur einmal während des Wartens. Als ich endlich durchgewunken werde, habe ich noch 15 Minuten bis zum Boarding.
Leider liegt mein Abfluggate am komplett anderen Ende des einen Terminals. Ein letztes Mal laufe ich so schnell wie ich nur kann die langen Hallen entlang.
Völlig durchgeschwitzt und mit hochrotem Kopf erreiche ich das Gate A37 als gerade zum Boarding aufgerufen wird. Nach all den Strapazen habe ich es tatsächlich geschafft.
Ich kann mein Glück kaum fassen.
Erst da fällt mir auf, dass mich der Mitarbeiter beim Check-In in die Business Class hochgestuft hat. Zum ersten Mal ever! Möglicherweise weil ich die Letzte in der Schlange war und alle anderen Plätze bereits vergeben waren oder weil der Mitarbeiter einfach Mittleid mit mir hatte – ich weiß es nicht und es ist mir auch egal. Ich freue mich einfach, dass aus dem ganzen Übel auch etwas Gutes gekommen ist und nachdem der Flieger endlich abgehoben hat, spüre ich wie sich mein Körper Minute um Minute mehr entspannt.
Nun bin ich also endlich auf dem Weg ins Winter Wonderland ins österreichische Villach.
P.S. Wie es mit mir und meinem verlorenen Perso weitergeht, erzähle ich euch dann im nächsten Artikel. ;-)
Habt ihr auch schon einmal mit Problemen beim Reisen zu kämpfen gehabt? Wie seid ihr damit umgegangen? Erzählt mir doch gerne in den Kommentaren davon. Ich würde es gerne hören.
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