Belgien ist mehr als nur Brügge und Brüssel. Glaubt ihr nicht? Dann folgt mir ins schöne Gent. Diese Top 10 Gent Sehenswürdigkeiten dürft ihr euch dabei auf keinen Fall entgehen lassen! Vorsicht: Fernweh garantiert!
Gent Sehenswürdigkeiten: Diese Top 10 dürft ihr nicht verpassen!
Ich geb’s zu: Brügge war der Hauptgrund, warum ich nach Belgien wollte. Doch bereits während meiner Reisevorbereitung habe ich gemerkt, dass dieser kleine deutsche Nachbar noch soviel mehr zu bieten hat.
Aber beginnen wir ganz vorn.
Die schöne, noch etwas unbekannte Universitätsstadt Gent liegt im Nordwesten von Belgien. Zwischen Brügge und Brüssel. Sie ist deshalb wunderbar mit der Bahn zu erreichen. Überhaupt gilt das für alle Städte in Belgien! Dazu sind die Ticketpreise mehr als fair! Für meine Fahrt von Brüssel nach Gent habe ich mal gerade 9 € gezahlt und das Ticket erst kurz vor Abfahrt am Automaten gezogen.
Während meiner Zugfahrt habe ich mich dann ein wenig in Gents Geschichte eingelesen. Die ist viel spannender als es das kleine Städtchen auf den ersten Blick erscheinen lassen mag. Oder hättet ihr gewusst, dass Gent aufgrund ihrer Tuchherstellung um 1100 die mächtigste Stadt nördlich der Alpen war? Einzig Paris lag noch vor ihr.
Doch genug mit den (geschichtlichen) Fun Facts. Ich nehme euch nun mit auf meine Reise durch Gent. Und nach diesen 10 Must Sees an Gent Sehenswürdigkeiten wollt ihr auch unbedingt mal dorthin, wetten?
Gent Belfried
Eine der Hauptattraktionen Gents ist der 91 Meter hohe Belfried, der Glockenturm. Der Bau begann um 1300 und war 1338 fast fertig. Einzig und allein fehlte die hölzerne Turmspitze von 1380, die im 20. Jahrhunderts nei errichtet wurde. Ein kupferner, vergoldeter Drache trohnt auf dessem Spitze und wacht auch heute noch über die Stadt.
Vor dem Belfried findet ihr die Tuchhalle, auch Lakenhalle genannt. Hier versammelten sich, so wie der Name schon sagt, die Woll- und Tuchhändler, die so genanten “Halleheeren”. Kurios: Im Jahr 1741 wurde aus der Halle das Stadtgefängnis. Auf der gegenüberliegenden Seite des Belfried steht die moderne Stadshal, die zwar eine moderne Architektur aufweist, sich aber dennoch problemlos ins mittelalterliche Stadtbild einfügt.
Ich betreten den Belfried und habe Glück. Nur wenige Personen warten bereits vor mir auf ein Ticket für die Aussichtsplattform. Denn das Highlight des Belfrieds ist zweifellos der weite Blick! Bei dem Eintrittspreis von 8 € habe ich zwar etwas geschluckt, aber es lohnt sich. Pluspunkt: Es gibt kostenloses WiFi.
Neben der Turmwächterkammer und dem Glockenmuseum könnt ihr im 5. Stock das Glockenspiel mit 52 Glocken sehen und die Mechanik der Turmuhr von 1670 bewundern. Sie ist eine der ältesten Uhren in ganzen Belgien.
Auf der Plattform angekommen bin ich überrascht, wie schmal es dort oben ist. Da hätte ich mein Stativ auch in der Unterkunft lassen können. Ich probiere es erst gar nicht und richte meinen Blick lieber auf die Umgebung. So wie auf die Burg auf dem oberen Bild, in die ich euch später noch entführen werde.
Auf dem Belfried wird mir das kleine Ausmaß Gents klar und wie historisch der Stadtkern tatsächlich noch ist. Eine Vielzahl der Häuser scheint direkt aus dem Mittelalter zu stammen. Ich kann mir sofort vorstellen, wie das Leben in Gent vor einigen hundert Jahren gewesen sein muss.
Bei näherer Betrachtung wird die Erinnerung an meine Trips nach Amsterdam und Edinburgh in mir wach. Zu sehr ähnelt die Architektur Gents mit seinen spitz zulaufenden Häusern und gotischen Elemente denen der Nachbarländer.
Von oben entdecke ich kleine Cafés und Menschen, die auf dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind. Es ist eine wohltuende Abwechslung zu den vollen Straßen von Brüssel. Augenblicklich fühle ich mich wohl in Gent.
Grafitti Street
Ich stehe auf Gegensätze. Deswegen war mir bereits bei meiner Planung für Belgien klar, dass ich unbedingt die Grafitti Street im historischen Zentrum von Gent sehen muss. Dabei handelt es sich um einen Fußgänger-Verbindungsweg zwischen zwei größeren Straßen, der nur 5-10 Minuten vom Belfried entfernt liegt.
Wie der Name schon sagt, sind die Wände der Straße von oben bis unten mit Grafitti übersät. Es ist eines der wenigen Areale der Stadt, die legal besprüht werden dürfen.
Nach kurzer Suche finde ich den etwas versteckten Eingang zur Grafitti Street, an dem ich ansonsten vorbeigelaufen wäre. Schlagartig befinde ich mich in einer anderen Welt. Bunte, grelle Farben springen mich an. Teils sind es unförmige Kleckse, doch immer wieder entdecke ich auch kreative, fast schon künstlerische Designs. Zwar wird der Weg aktuell umgebaut, doch das tut meiner Freude keinen Abbruch.
Nur vereinzelt quetschen sich andere Reisende mit fremdklingenden Akzenten an mir vorbei. Kein Einheimischer verirrt sich absichtlich in diese enge Straße. So habe ich ausgiebig Zeit ein paar Erinnerungsfotos zu schießen und eine kleine Sequenz zu filmen.
Plötzlich höre ich eine Stimme: “Sorry, Miss? This road is closed due to road constructions.“, spricht mich eine etwas ältere Frau aus einem Fenster direkt über mir an. Oh, wirklich? entgegne ich. Das würde die nur halb offen stehende Holztür am Eingang der Straße erklären, denke ich. “Yeah, the tourists always open it. But it’s not safe and therefore no one should be in here.“
Ich bin froh, die Fotos schon gemacht zu haben, bedanke mich herzlichst bei ihr und mache mich auf den Weg. Schließlich gibt es noch soviel mehr in Gent für mich zu entdecken.
Erinnert euch das grüne Gesicht nicht auch an den Genie aus Disney’s Aladdin?
Etablissement Max
Die belgischen Fritten habe ich bereits während meiner 48 Stunden Brüssel probiert, dieses Mal stehen die Waffeln im Mittelpunkt meiner kulinarischen Aufmerksamkeit. Wo gibt es also die besten Waffeln in Gent? Dem Rat einer Einheimischem folgend, habe ich mich auf den Weg ins Max gemacht.
Das Etablissement Max am Goudenleeuwplein 3 ist des älteste Café Gents und eine echte Institution. Erstmals im Jahr 1839 wurden dort die weltbekannten, belgischen Waffeln gebacken. Dabei sind Waffeln Brüsseler und Lütticher Art zu unterscheiden. Was genau der Unterschied ist?
Brüsseler Waffeln basieren auf einem weichen Eierteig, Lütticher Waffeln hingegen sind dicke Butterwaffeln, in dessen Teig ganze Stücke Hagelzucker verarbeitet werden. Auch heute noch halten sich die Waffelbäcker des Max an diese Originalrezepte und backen bei Bedarf mit zwölf Waffeleisen, die über einem Gasofen erhitzt werden.
Ich entscheide mich nach einem kurzen Plausch mit der Bedienung für eine “warme Chocomelk” und eine Waffel Lütticher Art. Die Kellnerin beschrieb sie als sehr fluffig. Wie “leicht” diese tatsächlich sein sollte, habe ich dann einige Minuten später selbst erfahren.
Zufällig habe ich den Moment gefilmt als der Bäcker meine Waffel an die Bedienung übergiebt, die sie mir dann an den Tisch bringt. Habt ihr das Gent-Video schon gesehen? Ich freue mich riesig, denn so langsam höre ich meinen Magen grummeln.
Beim Anschnitt der größten Waffel, die ich jemals gesehen habe, macht sich dann Enttäuschung breit. Sie ist so gar nicht das, was ich erwartet hatte. Die Waffel fällt buchstäblich in sich zusammen. Die Konsistenz erinnert mich eher an einen sehr dünnen, sehr knusprigen Blätterteig als an dicken, klitschigen Waffelteig.
Wer aber einige entspannte Stunden in einem alten, edel eingerichteten Café mit Historie verbringen möchte, ist im Etablissment Max genau richtig. Bestellt euch ein Getränk (der Kakao war nämlich echt lecker!) und genießt die Umgebung. Bei sonnigem Wetter könnt ihr euch auch an einen der kleinen Tische vor dem Café setzen. Dabei habt ihr einen tollen Blick auf den Belfried. Oder ihr lauft einfach ein wenig herum und saugt die Schönheit der übrigen Gent Sehenswürdigkeiten in euch auf.
Wer (danach noch) die kleinste Kneipe der Stadt besuchen möchte, kommt an einer der Gent Sehenswürdigkeiten nicht vorbei: dem Het Galgenhuisje! Unbedingt probieren solltet ihr das Lieblingsbier der jährlich knapp 30.000 Studenten: das Delirium Tremens!
Hostel Uppelink
Das Hostel Uppelink ist an sich natürlich keine der Gent Seheswürdigkeiten. Aber dennoch wäre mein Aufenthalt in der Stadt ohne das Uppelink nicht derselbe gewesen. Es ist einfach eines der coolsten Hostels, in denen ich bisher genächtigt habe.
Warum es so toll ist? Die Lage, der Charme und die Aussicht aus meinem Zimmer (!) sind einfach großartig. Untergebracht ist das Hostel Uppelink übrigens in einem ehemaligen mittelalterlichen Wohnhaus, direkt im Stadtkern von Gent, dessen rustikale Gemütlichkeit im Erdgeschoss auch heute noch zu spüren ist.
Einen Morgen nutze ich und stehe früh auf. Wenn ihr mich schon länger auf meinen Reisen begleitet, wisst ihr, dass ich ein großer Fan davon bin Städte bei Sonnenaufgang zu erkunden. Es hat einfach etwas magisches die Umgebung so wahrzunehmen wie die Einheimischen es tagtäglich tun. Nach einem kurzen Besuch am inkludierten, überschaubaren Frühstücksbuffet ziehe ich dann los.
Eigentlich will ich direkt zum Gravensteen, doch bin ich trotz vorherigem Studieren des Stadtplans vom Weg abgekommen. Nicht dramatisch, denke ich, und lasse den Plan auch weiterhin in der Tasche.
So finde ich mich wenige Minuten später in dieser weiß angestrichenen Wohnsiedlung wieder. Alles ist ruhig, nicht ein Mensch kommt mir entgegen. Es ist himmlisch! Diese kleine Oase hätte ich sonst nie gefunden.
Zurück zum Uppelink. Wie ihr unten sehen könnt, ist es überschaubar groß. Alles andere hätte aber meiner Meinung nach auch nicht ins Stadtbild von Gent gepasst. Direkt an der Sint-Michielsbrug gelegen ist die Lage perfekt für einen kleinen nächtlichen Spaziergang entlang der Korenlei und Graslei. Dessen Bedeutung erkläre ich euch später noch genauer.
Sint-Baafskathedraal
Die Sint-Baafskathedraal ist die Hauptkirche Gents. Berühmt ist sie vor allem für den Genter Altar: eines der bekanntesten Werke der altflämischen Malerei. Die Tafeln wurden dabei von Hubert van Eyck im 15. Jahrhundert begonnen und von seinem Bruder Jan vollendet. Fun Fact für die Kunstgeschichtler unter euch: Der vierte Ritter Christs soll Jans Züge, der vordere die Züge Huberts tragen.
Der Genter Altar mag aber vielleich auch den Film-Fans unter euch was sagen. Habt ihr den Film “Monuments Men” gesehen? Dabei wird erzählt, wie der Altar im Zweiten Weltkrieg von Gent nach Pau in Südfrankreich ausgelagert wird, um ihn vor den Deutschen zu schützen. Die finden ihn schließlich und bringen ihn in ein Salzbergwerk beim Altaussee in der Steiermark. Ob die Monuments Men den Altar am Ende finden? Verrate ich nicht, das müsst ihr schon selbst rausfinden.
Wer auf Kirchen steht, sollte sich auch die Sint-Niklaaskerk nicht entgehen lassen. Der Eintritt ist frei und bietet einige schöne Ansichten.
Patershol, das ehemalige Prostituiertenviertel
Bei dem Stadtviertel Patershol handelt es sich um kleine, enge Straßen rund um die Plotersgracht im Nordwesten der Innenstadt. Bis in die 1980er Jahr als Zentrum für Prostituierte, Diebe und andere Aussätzige verschrien, kommen die Besucher heute für die exzellente Küche und die Häuser aus dem 16. Jahrhundert hierher.
Besonders schön ist ein Spaziergang in der Abenddämmerung, wenn die Lichter langsam angehen und die Touristen weniger werden. Ich finde diesen Teil der Gent Sehenswürdigkeiten besonders entzückend, weil ich ihn nicht erwartet habe und erst vor Ort darauf gestoßen bin.
Generell mag ich es immer mehr, wenn ich eine Reise nicht von Anfang bis Ende durchtakte, sondern mich auch spontan für etwas entscheiden kann. Das macht das Reisen für mich aus. Und wenn ich dadurch dann die ein oder andere Sache nicht sehe, ist das für mich auch kein Weltuntergang (mehr). Denn ich weiß, dass ich die Dinge, die ich gesehen habe, wirklich intensiv erlebt und genossen habe.
Doch Gent hat auch eine andere Seite. Wenn ihr euch nur etwas außerhalb des Stadtkerns bewegt, zeigt sich, dass die Stadt nicht nur mit ihrer Geschichte trumpfen kann. Sondern zu Gent gehören u.a. auch bunte Häuser, farbige Statuen und Hausboote mit süßen Details.
Gravensteen
Nachdem ich beim morgentlichen Spaziergang vom Weg abgekommen bin, finde ich den Gravensteen am Ende aber doch noch. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Wasserburg, die um 1000 als Befestigung vor den Normannen errichtet wurde.
Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hat die Grafenfamilie während ihres Aufenthalts in dieser Burg genächtigt. Danach wurde der Gravensteen als grafliche Verwaltung, Gerichtshof und im 18. Jahrhundert als Baumwollspinnerei samt Wohnungen für die Arbeiter genutzt.
Durch ein grünes, schweres Tor trete ich ein. Wie viele Ritter wohl damals durch dieses Tor geritten sind, frage ich mich. Dann reißt mich eine ankommende Reisegruppe aus meinen Gedanken und ich schaffe es gerade noch vor ihnen am Ticketschalter anzukommen. 10 € kostet ein Ticket für Erwachsene. Nicht gerade wenig, doch kein Einzelfall – wie ich auch bei anderen belgischen Sehenswürdigkeiten merke.
Bewaffnet mit meinem Ticket und einer deutschsprachigen Broschüre zur Burg mache ich mich auf in den Burgring. Was mir sofort auffällt ist, dass das gesamte Anwesen sehr gut erhalten ist. Das liegt vor allem an der im Jahr 1980 stattgefundenen Restaurierung.
Doch was viele nicht wissen: Die Burg sieht heute viel mittelalterlicher aus als im eigentlichen Mittelalter. Denn als Gent am Ende des 19. Jahrhunderts den Tourismus für sich entdeckte, wurden Architekten beauftragt den Gravensteen so umzubauen, dass er für Touristen attraktiver wirkt. Es wurden zusätzliche Fenster ein- und Türme angebaut. Der Graf würde seine eigene Burg wohl selbst nicht wiedererkennen.
Innerhalb der Mauern ist eine historische Waffenkollektion aus der Zeit vom 15. bis zum 18. Jahrhundert ausgestellt. Sie umfasst mit Elfenbein und Perlmutt eingelegte Pistolen, Kreuzbögen, Kampfkeulen, Harnische, Dolche und Degen, etc. und ein Raum mit Folterinstrumenten. Sogar eine Guillotine gehört dazu.
Doch wer Angst vor ausladenden Erklärungstafeln hat, den kann ich beruhigen. Nur die wichtigsten Dinge werden erklärt. Viel mehr soll der Besucher die Steinburg mit wachen Augen selbst erkunden.
Vorbei an einzelnen Zimmern und über steile Wendeltreppen gelange ich auf das Dach der ehemaligen Grafenburg. Der Ausblick ist noch etwas vom Nebel verhangen. Doch je länger ich dort oben stehe, desto mehr lichtet er sich.
Ich umrunde das Dach und schaue durch verschiedene Gucklöcher immer wieder auf das Treiben auf der Straße unter mir. Der Sint-Veerleplein vor der Burg ist wohl der älteste Platz von Gent, obwohl die umstehenden Häuser aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Heute sieht man ihm seine historische Bedeutung gar nicht mehr an: Denn hier wurde nicht nur Markt abgehalten, sondern vom 15. bis zum 18. Jahrhundert auch die Opfer der Inquisition hingerichtet.
Endlich hat sich der Nebel soweit aufgelöst, dass ich den alten Hafen Gents an der Graslei fotografieren kann. Derzeit wird er gerade umgebaut. Doch auch so ist er immer noch eine der beliebtesten Fotospots der Gent Sehenswürdigkeiten.
Auch am Abend ist der Gravensteen schön anzuschauen. Von außen könnt ihr auch den Wassergraben sehen, der die Burg teils umrundet und der ihr im Mittelalter zusätzlichen Schutz bot.
Korenlei und Graslei
Die Korenlei und Graslei sind eine der bekanntesten Gent Sehenswürdigkeiten überhaupt. Sie bilden Gents alten Hafen, an dem vor über 700 Jahren Tag ein, Tag aus harte Arbeit verrichtet wurde. Aus dieser Zeit stammen auch die prächtigen Häuser, die die vielen Zünfte entlang beider Straße errichten ließen.
Auf der Sint-Michielsbrug habe ich einen tollen Blick auf beide Straßen und kann im Hintergrund sogar den vorher besuchten Gravensteen bewundern.
Bei schönem Wetter sitzen und spazieren Touristen und Einheimische gleichermaßen entlang der Leie. Abends könnt ihr mit ein wenig Glück Live-Musik von Straßenmusikanten lauschen. Kauft euch einfach ein paar Snacks im Supermarkt um die Ecke und genießt die Atmosphäre. Eine bessere Kulisse dafür werdet ihr in ganz Gent nicht finden.
Am Abend ziehe ich dann noch einmal los, um die tollen Lichter der Korenlei und Graslei einzufangen. Zu dem Zeitpunkt war ich echt erschöpft vom Tag und kann mich nur mit viel Mühe noch einmal aufraffen. Doch was soll ich sagen: Für die folgenden Bilder hat es sich wirklich gelohnt!
Obwohl die Häuser der Korenlei schon richtig toll sind, sind die an der Graslei noch einen Tick schöner. Das “Tolhuisje” (Zollhäuschen) von 1682 wirkt zwischen dem “Gildehuise der Vrije Schippers” (Haus der Freien Schiffer) und dem “Gildehuis der Gtraanmeters” (Haus der Getreidemesser) fast wie eingeklemmt.
Wenn ihr nun glaubt es gehe nicht besser als die Korenlei und Graslei, dreht euch um und wendet euren Blick auf die Sint-Michielsbrug. Ich kann gar nicht genug von diesem Anblick bekommen. Das beweisen auch die quasi 500 Bilder auf meiner SD-Karte, die ich von der Brücke allein geschossen habe.
Es fehlt nur noch eine über die Brücke fahrende Kutsche, die von einem Mann mit Zylinder gefahren wird, und ich hätte selbst nicht gewusst in welchem Jahrhundert ich mich gerade befinde.
Auf der Brücke stehend kann ich nicht nur die Koren- und Graslei sehen, sondern habe auch einen wunderschönen Blick auf Sint-Niklaas, den Belfried und die Kathedrale Sint-Baafs.
Historische Altstadt
Der historische Kern Gents ist bezaubernd und längst nicht so überlaufen wie die der übrigen bekannten belgischen Städte. Zwar war Gent in beiden Weltkriegen von deutschen Truppen besetzt, doch blieb sie jedes Mal von größeren Schäden verschont. So können wir uns auch heute noch an wunderschöner, alter Architektur erfreuen und durch mittelalterliche Gassen laufen. Yeahi!
Gent könnt ihr problemlos zu Fuß erkunden. Wer ein wenig mehr investieren will als nur den Abrieb seiner Sohlen, sollte eine Kanalfahrt machen. Der Hauptanleger ist am Korenlei und Graslei, dort könnt ihr auch eure Tickets kaufen.
Unscheinbar stehen zwei Süßigkeitenwagen nebeneinander an einer ganz gewöhnlichen Straße in Gent. Die beiden Inhaber verkaufen “neuzekes”, Süßigkeiten mit Himbeergeschmack in Form von “Nasen”. Auf ihre ganz eigene Weise probieren die Verkäufer die Gäste zu sich an den Wagen zu locken. Was auf viele wie zwei miteinander arbeitende Kollegen wirkt, sind jedoch Konkurrenten.
Der Streit zwischen diesen beiden Männern ist stadtbekannt. In der Lokalpresse bekam er sogar einen eigenen Namen: “der Nasenkrieg”. Inklusive umgeschmissenen Wagen und Faustkämpfen. Es eskalierte so stark, dass die Sache vor Gericht landete. Seitdem ist es beiden Männern verboten schlecht über den jeweils anderen zu reden – sonst droht eine Geldstrafe von 1.000 €.
Hat euch meine Reise durch Gent gefallen? Wart ihr vielleicht sogar schon einmal selbst in Gent? Oder wollt ihr jetzt unbedingt einmal hin? Erzählt mir auch gerne von euren Belgien-Erfahrungen in den Kommentaren. Ich würde sie gerne hören!
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Hallo Sarah,
mit große Begeisterung habe ich Ihr Reisebericht über Gent gelesen und musste des öfteren lachen, wie Sie so treffend “land & Leute” beschrieben haben. Ich bin in Eeklo geboren (genau zwischen Brugge und Gent) und habe meine “Jugend” fast nur in Gent verbracht wo ich auch in den 1980er studiert habe. (Brugge war uns als einheimische zu touristisch, was mir mittlerweile auch schon ähnlich geht wie in Gent, inzwischen)
Zwei Anmerkungen habe ich dennoch: gemäß dem Bild haben Sie Brüsseler Waffeln bekommen (vorzugsweise mit Butter und brauner Zucker zu essen) Lütticher Waffeln bekommt man meistens beim fliegenden Händler auf die Hand. Zweitens: Belgien war im zweiten Weltkrieg nicht bombardiert worden, da nach 8 Tage König Leopold III die Kapitulation verkündet hat, gegen den Willen der Regierung die im Exil in London saß… Daher wurde die Substanz nicht wesentlich beschädigt, abgesehen von dem Ardennenoffensiv, aber das war da weit weg. Ich wohne inzwischen schon seit ende der 80er in Koblenz, und Koblenz hat auch so Einiges zu bieten. Habe nie geglaubt, dass ich hier so lange bleiben würde.
Nochmals schönen Dank für die herrliche Reiseberichterstattung!
Freundliche Grüße,
Michael
Erst einmal danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben so einen langen Kommentar zu verfassen, das wertschätze ich sehr! Danke auch für die Aufklärung der Waffeln, das war mir so tatsächlich nicht bewusst (hatte mich aber auf die Info der Bedienung verlassen). Beim nächsten Mal bestelle ich also eine Waffel Brüsseler Art! ;-) Und danke für den Geschichtsexkurs, super, dass Sie das klargestellt haben! Es freut mich immer noch mehr über die Geschichte der Orte zu lernen, die ich besuche!